BIOFILM-MANAGEMENT AUF ERYTHRITOLBASIS
Dr. Muhle News • 5. November 2015
Was versteht man unter Biofilm-Management?
Zu den häufigsten oralen Erkrankungen gehören Karies, Zahnfleischentzündung (Gingivitis), Parodontitis sowie endodontische Infekte. Die unterschiedlichen Erkrankungen haben jedoch eine gemeinsame Hauptursache: der dentale Biofilm, auch Plaque genannt. Anfangs kann dieser Zahnbelag noch vom Patienten selber entfernt werden. Sollten aber über einen längeren Zeitraum die Zahnflächen ungenügend gereinigt werden, entwickelt sich ein strukturierter, zäher Zahnbelag. In diesem Stadium lässt sich der Zahnbelag nicht mehr durch die häusliche Mundhygiene entfernen, sondern erfordert eine professionelle Zahnreinigung (PZR) unter dem Einsatz von Ultraschallinstrumenten, der sogenannten Air-Polishing-Technologie. Diese speziellen Geräte ergänzen die traditionellen Handinstrumente im Routinebetrieb des zahnmedizinischen Praxisalltages. In den vergangen Jahren hat sich die Air-Polishing-Technologie erheblich weiterentwickelt.
Pulverarten
Die Technologie beruht auf der Kombination von Wasser, abrasiven Partikeln und Druck. Das durch die Druckluft beschleunigte Pulver trifft auf die zu bearbeitende Zahnoberfläche, und entfernt so effektiv, effizient, sicher und schmerzarm den hartnäckigen Biofilm. Ziel ist es, die Mundgesundheit durch eine verbesserte Infektionskontrolle zu bewahren bzw. wiederherzustellen. Das am häufigsten und längsten verwendete Pulver ist Natriumbikarbonat. Neben der Entfernung von Biofilm ist Natriumbikarbonat auch geeignet, um hartnäckige Verfärbungen auch an schwer zugänglichen Stellen wie Zahnzwischenräumen, Grübchen oder Fissuren zu entfernen. Das Natriumbikarbonat wurde ebenfalls kontinuierlich weiterentwickelt. Beispielweise ist es heutzutage in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich. Jedoch finden auch noch andere abrasive Pulver auf der Basis von Aluminiumhydroxid oder Kalziumkarbonat Einsatz. Abrasive Pulver dürfen auf dem Schmelz nur unter strikter Einhaltung von Richtlinien angewendet werden. Ein erheblicher Nachteil ist, dass abrasive Pulver zu Schäden von Restaurationen wie Kompositen oder bei unsachgemäßer Anwendung zu Weichteilschäden führen können.
Revolution der Air-Polishing-Technologie
Als Alternative zum Natriumbikarbonat wurde 2003 eine neue Pulverstrahltechnologie auf der Basis von Glycin auf den Markt gebracht. Diese Form des Air-Polishing arbeitet mit niedrig-abrasiven Pulvern auf Glycinbasis. Glycin ist die einfachste stabile Aminosäure und kann vom menschlichen Körper selber hergestellt werden. Dieses Methode hat den Vorteil, dass neben der Anwendung zum supragingivalen (oberhalb des Zahnfleischsaums) Biofilmmanagement nun auch ein subgingivaler (unterhalb des Zahnfleischsaums) Einsatz möglich. Seit 2011 kommen neben der glycinbasierten Air-Polishing-Technologie auch Pulver auf Erythritolbasis, das sogenannte Air-Flow-Plus, zum Einsatz. Erythritol ist ein bewährter Lebensmittelzusatzstoff, der u.a. in Früchten vorkommt. Das Pulver auf Erythritolbasis ermöglicht einen sehr dichten Pulverstrahl, zudem entfällt eine Politur.
Beide Verfahren dienen der effektiven, schonenden Entfernung des Biofilms auf Zahnhartsubstanzen und Weichgewebe.